Das klang fast nicht zu bewältigen – ich wollte den theoretischen Unterricht für meine Ausbildung zum Fluglehrer besuchen und sollte nebenher noch meinen Consultingladen am Laufen halten, damit meine Kunden den gewohnt guten Service auch während der 4 Lehrgangswochen erhalten. Ein knackiger Plan: Ich quartierte mich um die Ecke vom Flugplatz Landshut, wo der Kurs stattfand, in einem Landgasthof ein (vorher hatte ich natürlich überprüft, daß dort ein ausreichend schneller Mobilfunkempfang möglich ist) und arbeitete morgens vor dem Kurs und abends nach dem Kurs für meine Consultingkunden.
Die Statistik sagt, daß der Plan aufgegangen ist:
- Ich habe in den 4 Wochen des Lehrgangs insgesamt 368,5 Arbeitsstunden zusammengebracht, das sind rund 92 h pro Woche
- Davon entfielen 148 Stunden auf den Fluglehrerlehrgang und die Hausaufgaben
- Weiterhin 35 Stunden für meine Heilpraktikerausbildung (es war ja auch ein Naturheilkundeseminar dazwischen)
- Verbleiben 257,75 Stunden Tätigkeit für die Pohle & Schultes AG
- Davon entfielen 191 Stunden auf Kundenprojekte, mit 74% ein Anteil, den ich sonst nie erreiche, aber ich hatte mir in den 4 Wochen ja auch alle Forschungs- und Labortätigkeiten erspart (normal sind um die 58%).
Das Feedback meiner Kunden über den Service während der 4 Wochen war durchweg positiv, natürlich freuen sich alle darauf, mich bald persönlich wiederzusehen und so werde ich in den nächsten Wochen ziemlich viel on Tour sein. Darüber bin ich auch sehr glücklich, denn über das eintönige Leben hatte ich letzte Woche ja schon geschrieben und darüber, daß mir das langfristig so gar nicht taugt.
Was hat mir der Fluglehrerlehrgang denn gebracht? Sehen wir uns die Fächer an, in denen ich 125 Stunden unterrichtet wurde:
- Der Lernvorgang
- Der Unterrichtsvorgang
- Ausbildungsgrundsätze
- Angewandte Lerhmethoden
- Lehrmethoden in der praktischen Flugausbildung
- Beurteilung und Prüfung von Flugschülern
- Fehlerbeurteilung
- Entwicklung eines Ausbildungsprogrammes
- Menschliches Leistungsvermögen in Bezug auf die Flugausbildung
- Gefahren bei der Simulation von Ausfällen und Störungen der Flugsysteme
- Besonderheiten der Nachtflugausbildung
- Verwaltungsangelegenheiten in der Flugausbildung
Da war vieles dabei, das ich nicht nur in meiner zukünftigen Eigenschaft als Fluglehrer brauchen kann. Ich habe zum Beispiel gelernt, wie man etwas in einem theoreetischen Vortrag so vermittelt, daß der Zuhörer das hinterher selbst anwenden kann. Das habe ich bisher in meiner Eigenschaft als Berater nicht gebraucht, denn da ist ja Ziel, daß der Zuhörer erkennt, wieviel der Berater weiß, daß er etwas untenehmen muß und daß der Berater der einzige ist, der das für ihn tun kann. Auch das Fach ‘Fehlerbeurteilung’ finde ich über die Tätigkeit als Fluglehrer hinaus interessant – wie übe ich Kritik am anderen so, daß der versteht, was er anders machen sollte, anstatt sich nur zu verteidigen und garnicht mehr zuzuhören.
Nächster Meilenstein meiner Fluglehrerausbildung ist nun die theoretische Zwischenprüfung am 18. März (bitte Daumen halten), dann folgen 30 Stunden praktische Ausbildung durch Fluglehrer-Lehrer und einige Stunden auch zusammen mit einem anderen Fluglehrer-Schüler. Danach gehts dann an die Prüfung, die findet theoretisch mündlich und praktisch im Flugzeug statt und wenn die bestanden ist, darf ich als Fluglehrer tätig werden. Allerdings die ersten 100 Stunden nur unter Supervision, das bedeutet, ein anderer, bereits fertiger, Fluglehrer muß auf mich aufpassen.
Ein langer Weg, der aber allmählich begehbar erscheint, oder besser, erfliegbar, denn der Rest meiner Ausbildung findet jetzt (endlich) nicht mehr im Klassenzimmer statt, sondern da, wo es bedeutend mehr Spaß macht: In der Luft.